Tratsch, Klatsch & Gerüchte
Der Weg zum Mobbing kann hierbei nicht mehr weit sein. Mobbing beschreibe eine Art Ausstoßung aus einer Gemeinschaft, in Anlehnung an eine Tiergruppe, die einzelne Mitglieder aus ihrer Mitte ausstößt, was in einigen Fällen einem Todesurteil gleich komme. Juristisch beinhalte Mobbing eine anhaltende Verhaltensweise, die Menschen diskreditierte und in ihren Persönlichkeitsrechten verletzte.
Als sich beim Menschen, zuerst Laute und dann die Sprache entwickelte habe, um sich in immer größeren Gemeinschaften auszutauschen und das Leben in der Gemeinschaft zu pflegen, so der Psychologe Robin Dunbar, habe er sich von den Affen unterschieden. Affen pflegen die Gemeinschaft durch das gegenseitige Lausen. Durch die gegenseitige Körperpflege wird die Teilhabe an der Affengemeinschaft gefestigt. Die Teilhabe und die Stellung in einer Gesellschaft bzw. Gemeinschaft, sichere sich der Mensch u.a. durch den Tratsch und Klatsch über Andere und eine immer brodelnde Gerüchteküche. Frauen und Männer seien gleichermaßen gerne am Tratsch und Klatsch beteiligt, so Dunbar.
Bei dem Informationsaustausch gehe es immer um die gleichen Themen, die die Menschen schon immmer beschäftigt haben:
- was machen die Kinder?
- wer ist krank?
- was ist in deren Ehe los?
- hat Der oder Die eine(n) Neue(n)?
- wie sieht es mit der Arbeit aus?
- wer war an dem Fehler schuld?
- wer trägt die Verantwortung?
- wo ist das Geld her?
- die haben ein neues Auto, Haus, Reise...
- die haben was zusammen?
- die ist schwanger? von wem? ...
- wer arbeitet mit wem zusammen?
- wer bekommt die Stelle?
- wer hat Verbindungen wohin? und warum?...
Tratsch ist der Leim, der eine Gemeinschaft zusammenhalten soll
Die Gespräche der meisten Menschen würden sich sich zu Großteil mit Themen über andere Menschen befassen, so US-Psychologe Prof. Ralph Rosnow. Der Informationsaustausch (Tratsch), sei ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Zusammenlebens. Die Informationen, die ausgetauscht würden, seien es auch oft nur Gerüchte, hätten meist einen wahren Kern. Durch den raschen Informationsaustausch in einer Gemeinschaft, werde eine große Kontrolle über jeden Einzelnen ausgeübt. Je kleiner und abgeschotteter die Gemeinschaft in der Welt, desto strenger sei die soziale Kontrolle. Gerade in kleinen Gemeinschaften, wie zum Beispiel in Dörfern mit wenig Einwohnern, sei somit die soziale Kontrollfunktion besonders hoch. Hier laufe man sich oft über den Weg und die Beäugung des Anderen sei stets gegeben. Als die Menschen in den Dörfer noch weniger mobil waren und selten aus dem Dorf herauskamen, sei die Gemeinschaft noch eine andere gewesen, die noch enger zusammengeschweißt war, als heute. Heute treffe man sich weniger auf der Gasse zum Tratsch, da sich der Alltag v.a. in den industrialisierten Ländern weltweit, verändere. Der Friedhof übernehme heute als Ort der Begegnung und des Informationsaustausches eine neue und wichtige Rolle. Das Stadtleben sei dagegen anonymer und man stehe je nach Wohngegend und Gegebenheiten, nicht so im Mittelpunkt von Tratsch und Klatsch und könne diesem besser aus dem Wege gehen. Klatsch und Tratsch hüte somit auch die Herde, so Rosnow. Das Verhalten jedes Einzelnen in der Gemeinschaft, werde durch den schnellen Informationsaustausch, transparenter. Somit sei Jeder durch die informelle Kontrolle der Gemeinschaft durch Tratsch und Klatsch permanent aufgefordert, sein Verhalten zu überprüfen und zu korrigieren, so dass es der Gemeinschaft besser angepasst erscheine. Denn oft solle ein gewisses Verhalten nach Außen hin, nur den Schein wahren. Denn hier zählt der Spruch "was sagen denn die Leute, wenn ...".
Mitglieder einer Gemeinschaft, die sich am Tratsch und Klatsch nicht beteiligten, so Psychologen, könnten Außenseiter sein oder zu solchen werden. In der Klatschpresse werden am häufigsten, aktuell prominente Menschen gezeigt. Viele Prominente oder die es sein wollen, bringen sich durch Klatsch oder irgendwelche , oft kompromitierende Aktionen ins Gerede. Typisch für Hollywood zum Beispiel sei, jeder mache dem Anderen etwas vor und alle seien glücklich dabei. Dieses Phänomen erklärt der Psychologe Prof. Rosnow so, wenn nicht mehr über einen geredet werde, sei dies noch schlimmer, als der Klatsch und Tratsch. Der Mensch habe das natürliche Bedürfnis ein Teil eines sozialen Gefüges, einer Gesellschaft zu sein. Wenn nicht mehr über einen geredet werde, wisse man nicht mehr, wo man in der Gemeinschaft stehe, so Rosnow.
Gerüchte sind wie Lauffeuer und können die Weltgeschicke bestimmen
Gerüchte seien das älteste Massenmedium der Menschheit und hätten seit Menschenbeginn viele Geschicke bestimmt. Ob Politik, Privat oder Wirtschaft, seit Menschenbeginn bis heute bestimmen Gerüchte das Leben mit. Das Börsenverhalten als plastisches Beispiel, ob Kurse einbrechen oder explodieren, sei wie in der Geschichte ersichtlich, nur durch Gerüchte zu beeinflussen. Wo Licht ist, ist aber auch Schatten. Eine Gemeinschaft durch soziale Kontrolle mittels Tratsch und Klatsch, zu pflegen ist gut, sofern die Gemeinschaft als gesamtes davon provitere und nicht von Einzelnen manipuliert werde.
Tratsch, Klatsch und Gerüchte können in den Händen von Mächtigen zu einem sehr gefährlichen und übermächtigen Instrument werden. Im Zeitalter der Globalisierung ist ein Informationsaustausch noch schneller und erreicht weit mehr Menschen als früher. Nun ergebe sich eine berechtigte Frage, wer die Informationen in der großen Weltgemeinschaft kontrolliere und Herr über die Gerüchteküche der Welt sei? Wer Medien kontrolliere und bestimmen könne was an Informationen verbreitet werde, könne zu einem wesentlichen Teil der öffentlichen Meinungsbildung beitragen und diese in seinem Sinne nutzen. Wichtig ist daher, die Meinungsfreiheit und eine adäquate Kommunikation unter den Menschen zu pflegen und global weiter zu entwickeln.
Weitere Informationen
- Textquelle: P.M.
- Datum: Mittwoch, 01 Februar 2006
- Textquelle 2: Die Rheinpfalz
- Datum: Sonntag, 04 Mai 2008
- Textquelle 3: Hier die Textquelle